Todd McCaffrey – Dragongirl

Fiona, Reiterin der Königin Talenth ist aus der Vergangenheit zurückgekehrt, in der sich die Drachenreiter von ihren Kampfverletzungen erholten. Lange muss sich die junge Weyrherrin dort nicht der Authorität anderer unterordnen, denn nach einem schrecklichen Unfall bleibt sie die einzig mögliche Option für das Weiterbestehen des Telgar Weyrs. Doch wie sehr sich Fiona, Lorana und Kindan auch bemühen, mit jedem Fädenfall wird die Anzahl der Drachenreiter auf ganz Pern empfindlich dezimiert. Bald werden sie nicht mehr in der Lage sein, Pern zu schützen.

Eigentlich hat Dragongirl alles was einen tollen Pern Roman ausmachen könnte. Die Heilung der Drachen vor der sie dezimierenden Seuche (wie es in Drachenblut angekündigt wurde), der erste Paarungsflug, Gegenüberstellungen, der Kampf gegen die Fäden, Zeitreisen, Liebe, Hass, Hoffnung Verdammnis, … Klingt viel? Ist es auch. Viel zuviel! Ich kann und werde nicht einmal versuchen eine objektive Rezension zu schreiben, denn dieses Buch hat mich einfach zu sehr aufgeregt. Ich bin ein Pern Fan. Ich habe 25 Pern Romane in meinem Buchregal und es gibt einige Regeln, die sich durch alle hindurch ziehen. Todd bricht sie konsequent!

  • Drachen sind intelligente Geschöpfe die mit ihren Reitern in ständigem Kontakt stehen. Die Wortgefechte, bissigen oder kritischen Kommentare eines Drachen zu seinem Reiter sind ein immer wiederkehrender Bestandteil der Pernreihe. Hier sagen sie praktisch nichts, sie werden zur Mobilfunkkommunikation degradiert. Drachentelepathie ist eine Walkie-Talkie Funktion zu anderen Reitern. Kaum mehr.
  • Drachen akzeptieren keine anderen Reiter außer den mit ihnen verbundenen Menschen. Hier werden Drachen jedoch munter verliehen oder zum Zweck des Kampfes mit anderen Reitern bestückt, wenn ihre eigenen verletzt sind. Sie werden wie Vieh behandelt.
  • Zeitreisen sind gefährlich und ein mächtiges Instrument mit schwerwiegenden Auswirkungen. In Dragongirl hüpfen die Protagonisten munter mal nach vorne und nach hinten und abgesehen von einer „schweren Müdigkeit“ macht ihnen das nichts aus.

Dann wäre da das Thema Zeitreisen, bei dem ich Todds Herangehensweise nicht verstehe. Todds Argumentation: Wir können niemanden in der Zeit zurückschicken, denn wenn wir es getan hätten, dann wüssten wir davon. Die Zeit ist ein eindimensionaler Strahl, an dem entlang Dinge geschehen. Aber gilt dies nicht nur für alle Leute, die nicht in der Zeit umherreisen? Seit sich Literatur und Filme mit Zeitreisen beschäftigen konnte stets ein Einzelner oder eine Gruppe durch einen Eingriff in der Vergangenheit die Gegenwart aller verändern oder durch das Wissen um die Zukunft sein eigenes Schicksal bestimmen. Nicht so bei Todd, er macht es anders. Der Drachenreiter sieht dass er stirbt, also wird er auch sterben. Punkt. Hey, wenn ihr schon das mächtigste Feature der Drachen so inflationär wie das Mittagsessen verwendet, dann macht es wenigstens sinnv- ach was rege ich mich auf?

Und wenn das nicht reichen würde, wäre da noch die Sache mit dem Sex. Ich frage mich echt was Todd für Gelüste plagten, als er diesen Roman schrieb. Ja, auch zu Zeiten feudaler Herrschaftsstrukturen in Europa waren die Frauen mit jüngeren Jahren bereit für die Fortpflanzung und vielleicht auch geistig eher darauf eingestellt. Das Drachenreiter, auf Grund der Paarungsriten ihrer Drachen, auch eher Polygam veranlagt sind, ist hinreichend bekannt und auch dass sie keine Kinder von Traurigkeit sind hat Mutter Anne häufig durchblicken lassen. Aber was Todd mit Fiona da treibt ist nicht mehr normal. Egal wo sie geht und steht verteilt sie Liebe und Glück, wie ein überdimensionales Glücksbärchi. Alle lieben sie, sie liebt alle. Und wenn ihre eigene Viererbeziehung nicht schon genug wäre kuppelt sie munter hin und her, pimpert sich durch den Weyr, um möglichst von irgendwem schwanger zu werden und weint zwei Zeilen vorher noch, dass sie ja erst 16 wäre und dem allem nicht gewachsen sei. Ach und ihre 13-jährige Weyrfrau ist auch schon munter am pimpern, genau wie ihre beiden besten homosexuellen 13-jährigen Freundinnen. Also bitte Todd…habe ich hier noch ein „Drachenreiter von Pern“-Buch in der Hand oder einen Pseudo-Vampir-Werwolf-Liebesroman für kleine Mädchen?

Ich habe den Roman nicht rezensiert, sondern hoch emozional meine Meinung aufs digitale Papier getippt. Ich fand das Buch gelinde gesagt scheisse und stehe damit offensichtlich in Perns Fanbasis nicht allein da. Als Anne McCaffrey Fan kann ich nicht akzeptieren was da mit einer Jahrzehnte alten Buchreihe binnen weniger Romane passiert. Todd, schreib deine eigene Buchreihe, da kannst du Regeln aufstellen wie du willst und Dinge geschehen lassen, die dich befriedigen. Aber vergreife dich nicht an etwas mit dem viele Menschen aufgewachsen sind. Veränderungen und dein eigener Touch sind ja per se nichts schlechtes. Aber nicht so. Und genauso wie du auf das geistige Erbe deiner Mutter spuckst, werde ich auch weiterhin auf deiner literarischen Ausbrüche spucken, wenn sich da nichts ändert.

– Der verägerte, pöbelnde Fan

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