Riese und Drache

Zwischen Ziegenrück und Gössitz umspült die Saale in weitem Bogen einen Felsen, der das Flußbett hoch überragt und vom Volke Riesenstein genannt wird. Dort wohnte ein Riese mit seinem Weib, und ihnen gegenüber auf dem Drachenstein hauste ein furchtbarer Drache, der sich Menschen und Vieh zum Fraß holte. Der Riese zog mehr als einmal zum Kampfe gegen ihn aus, vermochte aber nichts auszurichten; denn so oft er daran war, das Untier zu überwältigen, erhob es sich auf seinen breiten Flügeln in die Luft. Wenn Riese und Drache miteinander kämpften, so dampften die Felsenhöhen, und der Grund erbebte. Nun hatte der Riese von seinem Weibe einen einzigen Sohn; den raubte der Drache, als er ihn unbehütet fand, führte ihn dahin, und die Eltern hörten mit Schrecken das Wehegeschrei ihres Kindes über sich in den Lüften. Da packte der Riese ergrimmt einen Stein und schleuderte ihn mit gewaltiger Kraft nach dem Drachen, traf ihn auch und sah ihn mit samt dem Kind in die Saale stürzen. Ein Fels, den er im Sturze berührte, zerbarst und begrub ihn und das Riesenkind. Der Wurfstein blieb an der Stromkrümme am Ufer liegen; darauf trat der Riese so heftig vor Schmerz und Zorn, daß sein Fuß sich einprägte. Der Saalefischer aber hat von je die verrufene Stelle gemieden.

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