Feuerdrachen

Der
große Feuerdrache
Draco Flameus

Bei Draco
flameus
handelt es sich um die seltenste der drei Arten. Er ist außerordentlich schwer zu
beobachten und zu studieren, da sein Lebensraum für Menschen unzugänglich
ist. Diese im
Grunde genommen vollkommen unerforschte Drachenart lebt im Inneren aktiver
Vulkane, ihre
natürliche Umgebung sind Lavaströme und lodernde Höhlen im Herzen der
Erde. In dieser
Welt aus Feuer und weißglühendem, geschmolzenem Stein herrscht der
Drachenvater; hier
finden auch Brautwerbung und Paarung statt- Rituale, die noch nie ein Mensch zu Gesicht
bekommen hat.
Der Feuerdrache verbringt seine gesamte Jugend in dieser hitzigen Umgebung,
erst als
Erwachsener begibt er sich für seltene Jagdausflüge in die Außenwelt. Als echtes
Nachttier segelt er erst bei absoluter Dunkelheit, von Flammen umhüllt, auf seine
Ausflüge, allerdings nur, wenn es eine sehr trockene Witterung und ein klarer Himmel
zulassen. Wasser oder Luftfeuchtigkeit stellen für diese Kreaturen eine akute Bedrohung
dadurch sie kann die "Schuppenkorrosion" hervorgerufen werden, eine tödliche
Krankheit für Draco flameus.
Auf seinen Exkursionen in die Außenwelt setzt der Feuerdrache ganze Landstriche in
Brand, alles auf seinem Weg wird versengt, anschließend verspeist er die verkohlten
Überreste von Tieren genüsslich aus der Asche. Das Feuer, das er aus seinem Rachen
speit, entsteht durch eine Mixtur aus Phosphor und Methan, die er in einem zweiten Magen
speichert. Die Mischung entzündet sich, sobald sie beim Verlassen des Mundes mit dem
Luftsauerstoff in Berührung kommt. Seine Lieblingsspeisen sind Kohlenwasserstoffe wie Öl
oder Bitumen, von denen er gewaltige Mengen verschlingt .Er benutzt diese Substanzen
außerdem zum Reinigen und Polieren seines "Panzers" – eine
Beschäftigung, mit
welcher der Feuerdrache zahllose Stunden
verbringt. Er pflegt jede einzelne seiner Schuppen
und achtet besorgt auf jeden verdächtig aussehenden Schaden. Das ist keine Frage der
Eitelkeit- auch wenn der Feuerdrache ein sehr selbstgefälliges Wesen
besitzt- sondern reine
Vorsicht gegen seine schlimmste Bedrohung: die bereits zuvor erwähnte
"Schuppenkorrosion". Diese furchtbare Krankheit löst die Schuppen vom
Körper, wodurch die empfindliche Haut
des Drachen entblößt wird. Das kann nicht nur furchtbare Verbrennungen durch glühend
heiße Lava zur Folge haben, sondern auch zu einer vollkommenen Dehydration
führen- als
Ergebnis der intensiven Hitze seiner Umgebung. Die Schuppen, die seinen gesamten Körper
bedecken, bestehen aus einer Metall-Asbest-Legierung. Sie schimmern in vielen
Farben, von
leuchtendem Goldgelb bis Rot, Kupfer und Schwarz. Die Schuppen stellen den einzigen Schutz
des Drachen gegen Feuer dar. Ohne diesen Panzer ist er den Flammen wie jedes andere
Lebewesen hilflos ausgeliefert. Allem Anschein nach war diese Spezies einst in Massen in
den Vulkanen von Island anzutreffen, ihr Verbreitungsgebiet erstreckte sich bis Irland und
in den Norden Großbritanniens. Es wird auch behauptet, daß eine kleine Kolonie auf
Sizilien überleben konnte, doch es gibt keinerlei Beweise für eine Existenz von
Feuerdrachen im Vesuv. Der mysteriöse und faszinierende Feuerdrache herrscht über eine
große Familie von untergebenen, die hauptsächlich aus Feuersalamandern,
Irrlichtern und
anderen treuherzigen Kreaturen besteht.

Soziale Organistaionen des
Feuerdrachen

Wie schon zuvor erwähnt, lebt der Feuerdrache in einem
weitläufigen Komplex von Höhlen, zwischen Lavaströmen und
erstickenden Gasen im inneren
eines Kraters. Doch trotz dieses fremdartigen und furchterregenden Lebensraumes handelt es
sich bei Feuerdrachen nicht nur um die freundlichste und friedliebendste, sondern auch um
die geselligste aller drei großen Drachenspezien. Die Gesellschaft der Feuerdrachen ist in
drei matriarchalische Gruppen unterteilt. Ein kräftiges, geschlechtsreifes Weibchen besetzt
die Haupthöhle einer Kolonie, die von den Männchen und ihren Söhnen aufgebaut
wurde. Wie
bei Drachen üblich, wird nur die Vaterschaft anerkannt, die Jungen werden also nicht als
Abkömmlinge der Weibchen, sondern als Nachkommen der Männchen angesehen.
Konsequenterweise
erhebt ein Weibchen auch dann keinen Einspruch, wenn sich ein Männchen mit einem Ei von
einem anderen Weibchen ihrer Kolonie anschließen möchte.
Trotz des ausgeprägten Matriarchats wird die große Drachenfamilie von einem Drachenvater
angeführt,allerdings ist die Hierarchie hier nicht so deutlich ausgebildet.Durch den
begrenzten Lebensraum sind sich die einzelnen Kolonien sehr nahe und oft durch flache
Korridore miteinander verbunden.Tiere des selben Alters oder Geschlechts leben
zusammen,spielen miteinander und lernen zusammen.Diese Raumteilung mit anderen Mitgliedern
der eigenen Art bewirkt,daß Feuerdrachen weniger Kontakt zu Menschen pflegen-sie können
ihre emotionalen Bedürfnisse unter ihresgleichen befriedigen,entweder in Paaren oder mit
den Nachbarn in der Kolonie.Sie pflegen viele Gruppenaktivitäten,lediglich zur Jagd gehen
sie allein,um ihre Beute nicht zu verscheuchen.

Der Kleine
Feuerdrache

Der nur höchstens zwei Meter lange Draco flamula ist eine Unterart
des Feuerdrachen.
Er bewohnt die Schornsteine von Kraftwerken und hat sich perfekt an die
hohen Temperaturen und die dortigen Konzentrationen von Schwefel
und Schwefelsäure angepasst. Seine Schuppen
haben ebenfalls diese schwefelgelben und rostfarbenen Töne angenommen, wodurch sich seine
Tarnung noch verbessert – er ist wirklich kaum
mehr zu entdecken. Der erste Mensch, der diese
Art sehen und identifizieren konnte, war ein
Techniker in einem bayerischen Kraftwerk und
er war Drachen-Fan. Wegen der kleinen Flammenzungen, die der Drache beim Verlassen des
Schornsteins produziert, verlieh er ihm den
Namen flamula.
Diese Unterart ist ausgesprochen destruktiv, da
sie im Flug einen Schwanz von schwefeligen
Gasen hinter sich herzieht, die für den sauren
Regen verantwortlich sind – ein Phänomen, das
Bäume zerstört und in Deutschland, Großbritannien und Spanien bereits große Waldgebiete vernichtet hat. Viele Gelehrte nehmen an, daß es
sich bei diesen Drachen eher um einen Rückschritt der Drachenrasse als um eine Weiterentwicklung der Art mit Anpassung an neue
Lebensräume handelt. Diese Theorie wird durch
den Verlust von Latein als Muttersprache (es ist
nicht bekannt, ob diese Drachen überhaupt eine
Sprache beherrschen) und das Fehlen einer
stabilen sozialen Organisation unterstützt. Allem
Anschein bringen auch die anderen Drachen
ihren winzigen Verwandten nur Verachtung und
Widerwillen entgegen. 


Der Sizilianische
Drache
Bei Estupidus catalamis handelt es sich um eine
weitere Unterart des Feuerdrachens; er ist
ausgesprochen selten und kann nur in den
Kratern des Ätna, auf Sizilien, gefunden werden.
Die Einheimischen glauben, daß er von den katalonischen Eroberern im Mittelalter eingeschleppt
worden wäre. Dieses Tier mit seinen glanzlosen
Schuppen und den kurzen Stummelbeinen
wurde zu Beginn unseres Jahrhunderts von Professor Peter Ameisenhaufen beschrieben, der
ihm aufgrund seines vermuteten Ursprunges
auch den Namen Pirofagus estupidus catalamis verlieh – soweit wir es beurteilen können, ist diese
Theorie jedoch mehr als dubios. Der Sizilianische
Drache speit Feuer wie alle Feuerdrachen, er
atmet die Flammen jedoch auch wieder ein, was
zu schmerzhaften Verbrennungen der Speiseröhre führt. Er muß daher enorme Mengen an
Wasser trinken, um diesen "Brand" zu lindern.
Ihm fehlt die drachentypische Sprachfähigkeit,
was auf eine nur geringe Intelligenz hinzuweisen
scheint. In seiner Arbeit "Fauna secreta" stempelte
Professor Ameisenhaufen die unglückliche Kreatur gar als "Unfall der Evolution" ab.

 

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