Fairies & Dragons – Art is magic

Wenn jemand ein weltweit bekanntes und wahnsinnig erfolgreiches Buch geschaffen hat, dann wird jedes nachfolgende Werk zwangsläufig genau daran gemessen. Ciruelo schuf Mitte der 90er mit dem großen Buch der Drachen ein eben solches Buch. Jeder ernsthafte Drachenfan kennt oder besitzt es. Eine Art Bibel möchte man meinen. Artbook zum einen, Lexikon zum anderen.

Nun ist Ciruelos neuestes Werk erschienen und es wird gemessen. Doch so gern ich über Ciruelo Lob hudele, hier kann ich es nicht. Doch fangen wir vorn an.

Kume ist ein kleiner Mapuk Junge, der außergewöhnlich gut zeichnen kann und mit großer Vorliebe Drachen verewigt. Zusammen mit seiner Feen-liebenden Schwester Yssala und seinen Eltern lebt er in einem friedlichen kleinen Tal in den Bergen von Andekhan. Als jedoch eines Tages ein großer Schwarzer Drache das Dorf in Schutt und Asche legt und ihn verschleppt, wird sein Leben mehr als umgekrempelt. Kume findet sich weit entfernt in den Bergen wieder, in denen er der Zauberin Elixana und dem weißen Drachen Hobsyllwin begegnet. Schnell wird ihm bewusst, dass seinem Land eine große Katastrophe droht, der nur eine kleine Gruppe verschiedenster Einwohner Andekhans entgegentreten kann. Mit Kunst, Zauberei und der Hilfe der Drachen gewiss beginnt ein fantastisches Abenteuer.

Ein Buch, dass so sehr von den Bildern lebt ist schwer allein an seiner Geschichte zu beurteilen, weswegen ich mich entschlossen habe, es in zwei Teilen zu betrachten.

Zunächst die Geschichte: Kumes Abenteuer ist eindeutig für die jüngere Leserschaft geschaffen. Überall trieft es vor Freundschaft, Liebe und Einigkeit. Das dabei dann natürlich kein Gefühl für Gefahr, oder Spannung entsteht ist beinahe logisch. Zu keiner Zeit hatte ich das Gefühl dass die Geschichte spannend ist. Dabei gab es so viel Potential. Da greifen Drachen an, Ungeheuer, Drachenfänger…das hätte man alles so wunderbar dramatisieren können, anstatt es mit jeweils mit zwei Sätzen ab zu frühstücken. Wären die Situationen in denen sich Kume den Wundern der Kunst und Magie gegenüber sieht wenigstens wortreich und blumig dargelegt worden, so hätte ich das verzeihen können. Man kann mich halt mit sowas locken. Aber leider werden solche Momente verschenkt. Erst die letzten 30 Seiten des Buches zeigen genau das was ich zu Beginn gesucht habe: Tiefe! Hier zeigt sich mit einem Male, dass Ciruelo es doch drauf hat. Ich kann nur wiederholen: Verschenktes Potential.

Die Bilder: Ich weiß nicht ob die Bilder gemalt wurden, um das Buch zu illustrieren oder die Geschichte geschrieben wurde um die Bilder zu vereinen. Auf jeden Fall wurde hier nichts falsch gemacht. Die gesamte Aufmachung des Buches ist fantastisch. Keine Seite gleicht der anderen. Überall wimmelt es von kleinen Zeichnungen Kumes oder riesigen doppelseitigen Bildern, in die der Text eingelassen wurde – perfekt! Alle Bilder wurden mit Öl auf Leinwand gemalt und zeigen ein breites Repertoire an Motiven und Posen. Die Drachenbilder sind hierbei natürlich in der Überzahl und in einige habe ich minutenlang verlieren können. Zwar sind die Mehrzahl der Bilder eher zweidimensional und zeigen Drachen von der Seite, dafür verfügen sie über mehrere Ebenen und erhalten dadurch Tiefe. Wenn sich Ciruelo mal traut die Perspektive zu wechseln, dann kann sich das Ergebnis ruhig sehen lassen. Besonders gegen Ende des Buches findet man ungewohnt Bunte und fröhliche Bilder, die dynamisch und lebendig wirken. Ciruelo, genau davon will ich mehr sehen!

Fazit: Fairies & Dragons – Art is magic ist ein tolles Artbook von Ciruelo. Man merkt wie viel Energie und Herzblut er in dessen Erschaffung gesteckt hat und jedem Fan sei es nur empfohlen, sich das Buch zuzulegen. Die Geschichte drum herum ist leider weniger gut gelungen. Erst am Ende erkennt man das Potential das Ciruelo als Autor hat. Ich würde mir wünschen er hätte das ganze Buch so geschrieben. Aber wer weiß? Vom großen Buch der Drachen gab es eine "second edition" vielleicht ja auch hier.

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