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Drachensprache leicht gelernt

Egal, was Hicks auch für Heldentaten begeht – wenn es zum Schulalltag der Wikinger kommt, ist er wieder der selbe Verlierer wie vorher. In einer Unterrichtsstunde Feindliches-Schiff-kapern (praktischer Teil) macht sich das mal wieder allzu deutlich. Anstatt ein harmloses Fischerboot zu kapern, entern Hicks und sein Freund Fischbein eine römische Galeere. Der Ärger ist vorprogrammiert, haben die ollen Römer doch vor, die Wikingerstämme der Räuberischen Raufbolde und der Sumpfdiebe gegeneinander aufzuhetzen, indem sie ihre Erben entführen. Kurzerhand findet sich Hicks in einem römischen Fort eingesperrt wieder, mit der wenig rosigen Aussicht, in wenigen Wochen in der Arena als Gladiator antreten zu müssen. Aber wie sollen er, seine Freunde Fischbein und Zahnlos sowie Kamikazzi, die Erbin der Sumpfdiebe, aus einer schwer bewachten römischen Festung entkommen? Und das noch, bevor sich ihre Stämme gegenseitig die Schädel einschlagen?

Drachenzähmen leicht gemacht handelte tatsächlich vom Drachenzähmen. Seeräubern leicht gemacht handelte vom Seeräubern und Schatzsuchen. Drachensprache leicht gelernt handelt von… Römern! Natürlich spielt Hicks titelgebendes Buch im dritten Teil der Serie um den jungen Wikinger eine kleine Rolle, aber mit dem Inhalt hat das nicht mehr ganz so viel zu tun. Junge Drachenfans müssen sich davon nicht unbedingt abschrecken lassen, spielen die geschuppten Allzwecktierchen doch auch in diesem Buch wieder eine relativ große Rolle, obwohl ich mich mittlerweile frage, ob es in Cressida Cowells Welt noch andere Lebewesen außer Menschen und Drachen gibt. Bei so vielen Drachenarten wie sie beschreibt ist es auch eher verwunderlich, wenn der alte, erzählende Hicks sagt, dass sie noch im Laufe seines Lebens fast völlig ausgerottet wurden. Außerdem ist es ein wenig auffällig, wenn neu eingeführte Drachenarten, wie in diesem Fall der „Haiwurm“, immer nur noch größer und gefährlicher sind als die schrecklichen Bestien im Vorgänger. Aber immerhin sind sie neu und ideenreich beschrieben, also eigentlich doch kein Grund zur Beschwerde.

Drachensprache leicht gelernt ist wie sein direkter Vorgänger ein guter Roman für Kinder, die gerade erst angefangen haben, selbst zu lesen. Auch hier erwartet sie eine sehr spannende Geschichte um viele bunte Charaktere, die weder zu kindlich noch zu erwachsen daher kommt und dadurch schöne Unterhaltung bietet. Zwar nutzt es sich so langsam ab, dass Hicks immer den Loser in seiner Klasse markieren muss und ihn sein ärgster Konkurrent Rotznase immer wieder hänselt (hat da jemand „Draco Malfoy“ gesagt?), aber dem steht dafür viel Neues gegenüber.

Diesmal werden die Römer in Hicks‘ Welt eingeführt (hat da jemand „Asterix“ gesagt?), die sich den Barbaren gegenüber natürlich schrecklich überlegen fühlen. Ob Kinder es wohl bereits seltsam finden, wenn die Römer (selbstverständlich übersetztes) Latein sprechen, im Buch (so wenig ernst es sich ja nehmen mag) aber auch dessen Tochtersprache Französisch vorkommt? Wenn die Lateiner im Roman allerdings gebrochen die Sprache der Wikinger sprechen und dabei typisch lateinische Konstruktionen im Übermaß verwenden, dann ist das eine schöne Spitze – Lob geht hier auch an den Übersetzer. Neben der damaligen Weltmacht werden aber auch einige amüsante neue Figuren eingeführt wie der unglaublich eitle Nanodrache Zickarastika, der unglaublich fette Dicke Präfekt oder die turbulent-aggressive Wikinger-Stammeserbin Kamikazzi. Was dem zweiten Teil, Seeräubern leicht gemacht ein wenig gefehlt hatte, waren etwas komplexere Gedankengänge über die Welt, wie sie Drachenzähmen leicht gemacht anstellte. Im dritten Teil der Serie gibt es ganz zum Schluss diesmal wieder einen schönen kleinen Fingerzeig, der ein im wahrsten Sinne des Wortes kleines Element des Romans in einen größeren Zusammenhang überträgt, was gerade für ein Kinderbuch eine schöne Sache ist. Geschichte, Charaktere und Ideen sind daher kein bloßer Aufguss der Vorgänger und lesen sich einmal mehr sehr locker weg, auch von Älteren. Die werden mit dem ersten Teil der Reihe, Drachenzähmen leicht gemacht, noch am meisten Spaß gehabt haben, für anderthalb Stunden Unterhaltung ist Drachensprache leicht gelernt dennoch brauchbar, wenn auch wesentlich zu teuer. Die Zeichnungen sind dafür mal wieder auf ihre Weise sehr schön und sehr zahlreich, die frechen Einschübe wieder amüsanter als im letzten Teil.

Fazit: Wer einmal mit der Serie angefangen und den zweiten Teil gelesen hat, der kann auch locker zu Drachensprache leicht gelernt greifen.

© Doc, mit freundlicher Genehmigung von Grimoires.de

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Seeräubern leicht gemacht

Aus dem Stamm verbannt wurde der junge Wikinger Hicks bei seinem letzten Abenteuer zwar nicht, aber der Seeräuberunterricht unter Grobian lässt ihn fast wünschen, es wäre anders gekommen. Sein größter Konkurrent Rotznase ist in einfach jedem Fach besser als er, sei es Schreien und Brüllen, Fremde erschrecken, Hirnlose Gewalt oder Unverschämtes Benehmen für Fortgeschrittene. Erneut gibt es allen Grund, daran zu zweifeln, dass er der nächste Häuptling der Räuberischen Raufbolde sein soll.

Da finden die Kinder während einer Unterrichtsstunde im Schwertkampf (in der Hicks auch ganz fürchterlich versagt) den Sarg des sagenumwobenen Seeräubers Grimmbart dem Abscheulichen. In diesem Sarg befindet sich allerdings nicht die Leiche des Piraten, sondern Alwin der Arme-aber-Ehrliche-Bauer. Der bedankt sich für seine Befreiung und bietet den Wikingern eine Schatzsuche an, fand er doch in dem Sarg eine Schatzkarte zur sagenumwobenen Totenkopfinsel und damit zum noch sagenumwobeneren Schatz von Grimmbart. Die Räuberischen Raufbolde lassen sich nicht lange bitten und brechen sofort auf. Die Chance für Hicks, sich zu beweisen! Nur wird die Totenkopfinsel von einer ganz besonders gefährlichen Art von Drachen bewohnt… na das kann ja heiter werden!

Wenn sich Kinder und Jugendliche von diesem Buch aufgrund des Untertitels tatsächlich ein paar nützliche Tipps für ihr Piratendasein erhoffen, müssen sie leider enttäuscht werden. Seeräubern leicht gemacht ist, wie sein Vorgänger Drachenzähmen leicht gemacht, ein vollwertiger Roman für die Jüngeren, das eigentlich sogar noch mehr als der erste Teil dieser Reihe um den jungen Wikinger Hicks.

So sind dann auch fast alle Elemente des schönen Vorgängers in diesem Buch enthalten: Nette, simpel gezeichnete Charaktere, niedliche Illustrationen, ungezogene Sprache, hohes Tempo und kindgerechte Spannung. Seeräubern leicht gemacht könnte sogar einer der ersten richtigen Abenteuerromane sein, den die Jüngeren auch alleine lesen – und die werden ihn sicherlich ganz furchtbar aufregend finden. Nur ist der Abstand zwischen denen, die ihn überhaupt lesen können und denen, die schon alt genug für Harry Potter sind, äußerst gering. Immerhin ist das Buch kein müder Abklatsch, sondern recht eigenständig und schön altmodisch. Eine bewusste, wenn auch entfernte Verwandschaft zu Rowlings Erfolgsserie besteht dennoch, thematisiert Seeräubern leicht gemacht doch ebenfalls den leicht entfremdeten Schulalltag eines gewöhnlichen Kindes, das sich gegenüber seinen Konkurrenten und den Erwachsenen behaupten muss. Deswegen ist Hicks natürlich auch umso einfacher ins Herz zu schließen. Was sich die Autorin Cressida Cowell mit ihren ekelhaften Monstern so traut, ist dabei erneut erfrischend unkindlich. Wenn es aber ums Töten und Kämpfen geht, schaltet auch sie einen Gang runter, deswegen bleibt das Buch auch für die etwas Kleineren noch gut genießbar.

Leider gibt es aber auch so einige Rückfälle gegenüber dem schönen Vorgänger. Wo bleibt beispielsweise der freche, unerwartete Humor? In Drachenzähmen leicht gemacht musste ich fast die ganze Zeit über grinsen, hier nur ab und an mal vielleicht ein wenig schmunzeln. Die Geschichte mag zwar insgesamt spannender sein, ist aber für Ältere naturgemäß recht vorhersehbar, was jedoch auch hätte schlimmer sein können. Schöne Ideen wie eingestreute Ausschnitte von Büchern im Buch oder Charakteristika neu eingeführter Drachenarten gibt es erneut, die sind diesmal aber bei weitem nicht so phantasievoll und scheinen schon jetzt reine Formsache zu sein. Hinzu kommen störende Details. Beispielsweise wird es nicht ganz konsequent durchgehalten, dass Drachensprache in einer anderen Schriftart geschrieben steht, das permanente Gestottere des Drachen Zahnlos geht einem ziemlich schnell auf den Keks und Rotznases Drachin Feuerwurm war im letzten Buch noch sehr männlich. Transsexualität ist aber ein Thema, von dem selbst ein so frecher Roman wie Seeräubern leicht gemacht freilich tunlichst die Finger lässt.

Fazit: Das Buch ist eine nette Fortsetzung des Vorgängers, aber keine, die wirklich überzeugt. Eine gute Wahl für den ersten Abenteuerroman, den man nicht mehr vorlesen muss.

© Doc, mit freundlicher Genehmigung von Grimoires.de

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