Ragnar Lodbrock (Sigrid Früh)

König Herraud von Schweden hatte eine Tochter, die war schöner als die Sonne, und er hatte sie über alle Maßen lieb, Jeden Tag sandte er ihr ein Geschenk, um sie zu erfreuen. Eines Tages brachten seine Mannen einen jungen Lindwurm mit, den schenkte er der Jungfrau, die ihn in eine Truhe aus Eschenholz setzte, in der sie ihr Gold und
ihr Geschmeide aufbewahrte. In selben Maße aber, in dem
das Tier heranwuchst vermehrte sich auch das Gold in der Truhe,
Bald aber war der Lindwurm zu einem riesigen Ungeheuer herangewachsen, und er verschlang täglich einen Ochsen. Endlich drohte er alle zu verschlingen, die ihm in die Quere kamen, sei es Mensch oder Tier, und versengte die Luft mit seinem feurig-giftigen Odem. Da bereute der König bitter seine Unbedachtsamkeit, und er versprach seine Tochter demjenigen zur Frau, der den Lindwurm überwinden könne. Das Gold aber solle die Mitgift sein. Diese Kunde hörte Ragnar, des dänischen Königs Sohn. Er war schön, stark, tapfer und kühn. Er ließ sich einen wollnen Mantel und zottige Hosen machen, Als er zu Schiff nach Schweden kam und die Kälte einfiel, ließ er sein Kleid sich vollsaugen mit Wasser und in der Kälte steif frieren. So gewappnet zog er der Königsburg zu, wo alles noch in tiefem Schlafe lag. Bald schon gewahrte er den
Lindwurm, der ihm entgegenzüngelte. Doch Ragnar stieß ihm Mit seinem Speer eine so tiefe Wunde, dass das Untier sich im Todeskampfe wand. Es wollte ihm aber mit seinen fürchterlichen Zähnen die Glieder zerbeißen. Allein es gelang ihm nicht, zu fest und hart war Ragnars Kleid, kein Biß drang hindurch, doch furchtbar tobte noch lange der Kampf, bis das Untier endlich verschied. Die Hofleute und der König selbst, die vom Kampfeslärm erwacht waren und von der Ferne zugesehen hatten, jubelten Ragnar zu, und König Herraud umarmte ihn und nannte ihn Ragnar Lodbrok, das heißt Lodenhose.
Als Ragnar sich gewaschen und festlich gekleidet hatte,erkannten alle seine Schönheit, und die Tochter des Königs von Schweden vermählte sich gerne mit ihm .
[Altdänisches Märchen]

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