The Rage

Seitdem der junge Dorn Graybrook mit ansehen musste, wie seine Eltern von einem roten Drachen getötet wurde, hat er es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Drachen zu jagen und zu töten, wo immer jemand ein Problem mit den gigantischen Reptilien hat. Dass er von demselben Drachen damals derartig verstümmelt wurde, dass seine gesamte linke Körperhälfte durch magische Metallteile ersetzt wurden, ist ihm dabei äußerst hilfreich, ebenso seine Freunde Will, Pavel und Raryn.
Eines Tages erlebt die Gruppe, wie an mehreren Orten im Land sich die Drachen zusammen tun und zahlreiche menschliche Siedlungen auslöschen. Das kann nur eins bedeuten: Der Wahnsinn, der sämtliche Drachen Faerûns alle paar Jahrtausende für kurze Zeit befällt, setzt einmal mehr ein. Die mysteriöse Kara, auf die Dorn und seine Freunde treffen, erzählt ihnen jedoch, dass diesmal mehr hinter dem Verrücktwerden der Drachen steckt und dass diese Periode des Wahnsinns so lange dauern könnte, dass sie die Existenz aller anderen Völker gefährdet. Zusammen mit Kara machen sich die Abenteurer daran, zu ergründen, wer hinter dem Ausrasten der Drachen steht und was sein Plan ist. Doch die junge Frau hat auch so ihre Geheimnisse…

„The Rage“ ist der erste Teil einer Trilogie aus dem D&D-Universum der Forgotten Realms von Wizards of the Coast. Bei rollenspielbasierter Fantasy ist es daher, wie bspw. auch bei den DSA-Romanen oder bei Shadowrun-Büchern, immer von Vorteil, sich mit dem Regelsystem bzw. dessen Hintergrundwelt ein wenig auszukennen, ansonsten wird man vom reinen Tempo her vielleicht ein paar Probleme bekommen, bei diesem Roman mitzukommen. Byers erwähnt zwar alle für seine Geschichte wichtigen Fakten an den entsprechenden Stellen kurz, aber ein wenig Vorwissen wäre schon angebracht. Als Kenner oder gar Spieler des Dungeons & Dragons-Systems ist der Wiedererkennungswert der zahlreichen Zauber, die er im Buch beschreibt, außerdem natürlich viel größer.
Byers leistet ansonsten tatsächlich einen hervorragenden Job darin, die Welt der Forgotten Realms adäquat in Buchform umzusetzen. Die Details über die Kulte, Fraktionen und vor allem über die Zaubersprüche und Drachen sind (mit kleinen Ausnahmen) sehr akkurat recherchiert und beschrieben. Diese Rollenspiel-typischen Inhalte sind dann auch in eine Story umgesetzt, die einem laufenden Abenteuer sehr ähnlich ist. Insgesamt erinnert das natürlich stark an „Die Chroniken der Drachenlanze“ von Margaret Weis und Tracy Hickman… eigentlich sogar in fast allen Punkten. Die Bedrohung geht von Drachenarmeen aus, eine Heldengruppe steht im Mittelpunkt, diese besteht aus Mitgliedern aller möglichen Rassen, hat einen diebischen Halbling als Kender-Substituenten und und und… sogar die Geschwindigkeit von „The Rage“ kann es mit der „Drachenlanze“ aufnehmen – und das an sich ist bereits keine schlechte Leistung. Die Charaktere sind freilich nicht so ausgefeilt, und Byers nimmt sich in seinem hochgeschwindten Roman auch keine Zeit, sie großartig weiter zu entwickeln. Denn im Mittelpunkt von „The Rage“ steht ganz klar eines: Die Action!
Alleine auf den ersten 100 Seiten des Buchs wird mehr gekämpft als in vielen anderen Fantasy-Romanen über die gesamte Länge hinweg. Zunächst geben sich diese Kämpfe auch äußerst phantasievoll und abwechslungsreich. Zuerst heißt es Abenteurer gegen Werratten, dann kämpfen die Abenteurer gegen einen Sumpfdrachen, dann greifen gleich mehrere Drachen eine Stadt an und die Abenteurer stellen verzweifelt eine Verteidigung auf, dann führen zwei Drachen einen Luftkamp aus usw. „The Rage“ lässt einem kaum Zeit zum Atmen, so viel wird da gefochten, gezaubert und gemetzelt. Byers zeigt dabei ein außergewöhnlich gutes Talent zum Beschreiben eines Kampfes, wie er, nach den Regeln des D&D-Systems von einer Rollenspielergruppe ausgetragen, wahrscheinlich aussehen würde und schafft es, die Gefechte bild- und lebhaft zu beschreiben, sodass man sich all diese Kämpfe sehr gut im Kopf vorstellen kann. Da sich das Kämpfen aber tatsächlich über alle 350 Seiten hinwegzieht und immer nur kurzfristig durch Storyfetzen unterbrochen wird, wundert es nicht weiter, dass der Autor das Niveau der ersten 100 Seiten nicht halten kann.
Vor allem für Drachenfans ist „The Rage“ aber ein Fest, da die Ungetüme die ganze Zeit über in fast allen Kämpfen und in allen nur erdenkbaren Arten und Varianten vertreten sind, hauptsächlich als stärkster zu bezwingender Opponent, teilweise aber auch außerhalb der Gefechte als wichtige Nebenfiguren. Neben den „klassischen“ chromatischen und metallenen Drachen gibt es Sumpfdrachen, Wyverns, Drachenskelette, Vampirdrachen, Dracoliche, Unterwasserdrachen, Feendrachen etc. Ein nicht unbeachtliches Spektrum des gigantischen D&D-Fundus an drachenartigen Kreaturen wurde von Byers in „The Rage“ implementiert – wodurch der Roman irgendwann natürlich ein kleines bisschen überladen an Drachen wirkt. Fans sollten in ihrer Liebe zu Drachen allerdings nicht zu konservativ oder passioniert sein, im Laufe des Buches lassen nämlich unzählige der Lindwürmer ihr Leben. Wer sich also schon daran ernsthaft stört, dass ich Drachen gerade als Lindwürmer bezeichnet habe, sollte um „The Rage“ vielleicht lieber doch einen Bogen machen.

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Vielen Dank an den Doc für die Rezension

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