Beurteile ein Buch nicht nach seinem Einband. Oder: Was ist ein Drachenbuch?

(Quelle:creative-workshop.de)Als ich Anfang der 1990er begann Drachenbücher zu sammeln und zu lesen war die Sache leicht. Wenn ich durch eine Buchhandlung ging, brauchte ich zwei Durchläufe. Zunächst neigte ich meinen Kopf um 90° und strich mit langsamen Schritten das Buchregel ab – für jede Etage einmal! Ich las die Titel und suchte nach Schlüsselworten wie „Drache“ oder „Feuer“. Danach überflog ich die Coverbilder und griff alles, was nach Drache aussah. Meist blieben dabei ein bis zwei Bücher wie magisch an meinen Fingern kleben. Deren Klappentexte bestätigten dann meist, was ich sowieso schon wusste: Drachenbuch! Es wollte zu mir.

Den Zeitpunkt als sich das änderte kann ich nicht mit Gewissheit benennen. Vielleicht war es Dragonheart im Kino, vielleicht die Tolkien-Welle oder sogar Eragon. In jedem Fall wuchs durch das Interesse der Massen Fantasy von seinem Nischendasein zu einem richtig großen Markt heran und somit auch die Popularität an seinen großen, schuppigen Galeonsfiguren, den Drachen. Drachen sind In und nach einer kurzen Übergangsphase sind sie heute allgegenwärtig. Drachen starren mich von Müslipackungen, vom Duschgel und beinahe jedem zweiten Buch im Handel an. Jetzt ist es für mich ungleich schwieriger geworden Drachenbücher zu identifizieren. Es scheint den Verlagen völlig Wurst zu sein, ob es in Ihren Büchern um mutierte Hamster oder liebestolle Werwolfrüden geht, auf das Titelbild muss ein Drache, wenn es sich einrichten lässt auch in den Titel und wenn nicht, dann wenigstens in den Klappentext. Hauptsache das Fantasy Buzzword „Drache“ ist gefallen, die Zielgruppe angesprochen und das Buch erstmal gekauft. Ist doch wurscht, ob die Titelbilder oder gar Titel etwas mit dem Inhalt zu tun haben, hauptsache das Ding verkauft sich gut die Geschichte ist gut.

Liebe Verlage, mir ist das nicht egal! Es gab mal Zeiten, da haben Autoren den Künstlern gesagt welche Szene ihres Buches sie gern auf dem Cover finden würden, oftmals haben diese sogar die Manuskripte zuvor gelesen. Aber vielleicht liegen die Urheber dieser Marketing – Reizüberflutung auch viel weiter hinten in der Schöpfungskette. Evtl sind die Autoren selbst Schuld an der Misere? Schaue ich auf meine Regale, dann kann ich meine Bücher relativ gut kategorisieren:

  1. Bildbände (Die lassen wir mal außen vor)
  2. Zusammenleben mit Drachen
  3. Drachen terrorisieren einen Landstrich
  4. Drachen als Protagonisten

Die dritte Kategorie macht unter den Romanen den größten Teil aus. Doch ab wann darf sich ein Buch eigentlich Drachenbuch schimpfen? Wie ich bereits erwähnte, handelt es sich bei Drachen um ein Buzzword, ein Begriff oder Spruch, mit dem beim Zuhörer um besondere Beachtung gebuhlt wird. Oft steckt ein Drache also nur seine Schnauze in ein Buch, um dem Leser zu signalisieren:“Oh, Drache als Gegenspieler oder Gefahr am Horizont, das muss ja eine spannende Geschichte und gefährliches Abenteuer werden.“ Nun ja, wütende Delphine würden ihren Zweck verfehlen, das gebe ich zu. Also reiten die Autoren auf schuppigen Welle der Popularität mit und schreiben Drachenbücher, die gar keine sind – Pfui schämt euch! Die eigentliche Kategorisierung – Drachen ja oder nein – ist aber dennoch sehr subjektiv. Sie wird nicht durch die Autoren oder Verlage, sondern allein durch meine Kaufentscheidung vorgenommen. Heisst das, dass ich selbst schuld bin, wenn ich mir ein Buch im guten Glauben kaufe es würde Drachen thematisieren und diese dann nur am Rande in Erscheinung treten? Beurteile ich selbst das Buch nur nach seinem Einband? Vielleicht.

Was rege ich mich schlussendlich darüber auch überhaupt auf? Bin ich traurig, dass mein Hobby inflationär thematisiert wird? Beschwere ich mich, dass ich genug zu lesen finde? Oder bin ich einfach nur schon in die Phase eingetaucht in der ich behaupte, dass früher als besser gewesen sei? 😉

Darum versuche ich mich also an einer losen Definition:

Drachenbuch – Ein Drachenbuch ist eine fiktive Geschichte, in der Drachen beliebiger Kulturkreise eine zentrale Rolle spielen. Dies kann entweder durch Vermenschlichung, Bindung zu weiteren Protagonisten oder als deren Widerpart geschehen.

Kommt das hin? Wieviele eurer Bücher sind jetzt noch Drachenbücher?

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3 Kommentare zu „Beurteile ein Buch nicht nach seinem Einband. Oder: Was ist ein Drachenbuch?“

  • sebastian_sigges:

    OK, deine Definition ist schon sehr genau auch wenn ich nicht verstehe was du mit Widerpart meinst.
    Nun also bei mir fallen dann mit deiner Definition 3 Drachenbücher weg weil die nur am Rande eine Rolle spielen.
    Drachen Schwester, Der letzte Elf, und gehören aber definitiv zu den Drachen Bücher da in beiden Bücher Drachen eine wichtige Rolle spielen.
    Der letzte Elf ist besonders empfehlenswert weil es so ähnlich ist wie die Drachen von Tashaa,
    nur dass da ein elf mit einen Drachen zusammenleben muss. Aber ich will hier jetzt keine Rezension schreiben denn dafür bist du ja zuständig 😉
    Achja bevor ich es vergesse ich hätte noch eine Idee für einen Artikel. Bestimmt hast du schon mal was von Fanfiktions Gehört. Ich kenne da ein Parr richtig gute die fast an das Buch herankommen über das geschrieben wurde. Besonders bei Eragon finde ich das viele Fanfiktions an das Buch herankommen.
    Naja ich verabschiede mich jetzt erstmal.
    Mann schreibt sich.

    • Ich kenne Fanfiktion, habe aber bisher noch keine gelesen. Obwohl, Naomi Novik kommt ja selber aus der Ecke und hat der Sprung zur Vollzeitautorin geschafft. Ich weiß, dass es um Temeraire, Pern oder Eragon herum massig Fanfiction gibt, ich denke nur dass es schwierig ist die Perlen aus der Masse an Kleinkinderliteratur herauszufischen.

  • sebastian_sigges:

    da muss ich auch zu stimmen aber ich kenne mich mittlerweile in den fanfiktion bereichen gut aus habe auch schon selber welche geschrieben. Es gibt doch jedes jahr einen fanfiktion award wo dann die besten nominiert werden und zwar aus sehr vielen bereichen von büchern, science fiction, bis hin zu vips (ja dass gibt es auch).
    ich kann die seite mal hie reinschreiben wenn es dir recht ist.

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