Der Gnom und die Eidechse

Adolf Böttger
1815 – 1870
Der Gnom und die Eidechse
Im Gestrüpp, wo dichtgeschart
Eriken und Farrenkräuter,
liegt der Gnom und streicht den Bart,
als ein Fürst der Bärenhäuter;
mausefallen ist sein Rock,
Weidenbast die Pluderhose,
ein Wachholderreis sein Stock,
und sein Dolch ein Dorn der Rose.

Horch, da rauscht es in dem Gras,
und es schwanken Halm und Farren,
leise schlüpft’s und gleißt wie Glas,
daß des Gnomen Glieder starren;
unter ziegelrotem Dach
eines mächtgen Fliegenschwammes
äugelt grün und zornig ach!
Eidechslein, das Kind des Schlammes.

Kaum nun springt der Gnom hervor,
schlängelt sich das Tier im Ringe,
schäumt und züngelt, daß empor
furchtsam fliehen die Schmetterlinge.
Hurtig zückt der Gnom den Speer
heißen Ingrimms auf den Drachen,
zischend spring das Blut empor
aus dem Salamanderrachen.

Jener trennnt den Kopf vom Rumpfe,
steckt ihn auf die Brombeerlanze
und im seligsten Triumphe
flicht er Eichlaub sich zum Kranze,
siegreich zieht er dann einher,
zeigt sich Vettern, Basen, Ohmen,
widerhallt im Land die Mär
stolz vom Ritter Görg der Gnomen.

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