Drachenaugen

Abhängig von Autor oder Künstler besitzen Drachen teilweise sich stark voneinander unterscheidende Augenformen. Die künstlerische Darstellung scheint sich oftmals nicht mit wissenschaftlichen Beobachtungen anfreunden zu können, weshalb eine Beobachtung dieses Phänomens mir nicht nur notwendig erschien, sondern auch großen Spass machte. Um hier nun einmal die größten Gruppen vorzustellen wählte ich die folgenden bekannten Augenformen aus und möchte diese auf Ihre Plausibilität hin überprüfen.

  • Augenform der Säugetiere, wahlweise mit runder oder reptilienhafter Pupille
  • Insektoide Augenform, auch Facettenaugen genannt
  • Kristalline Augen, die aus Edelsteinen zu bestehen scheinen

Augenform der Säugetiere

Diese Augenform kommt in zwei Hauptformen daher. Mit einer runden Pupille oder mit einem vertikalen Schlitz. Dieses Merkmal ändert jedoch nichts an der grundsätzlichen Funktionsweise, die der einer Kameralinse ähnelt. Das Licht tritt durch die Hornhaut in das Auge ein, und wird beim durchlaufen der Linse, einem Glaskörper, auf die Retina fokussiert, wo das Licht in elektrische Impulse übersetzt wird, die dann vom Gehirn interpretiert werden. Die Iris, die vor der Linse liegt und aus kleinen Muskeln besteht, ist ein Mechanismus des Auges, um die Sonneneinstrahlung feinstufig anzupassen und ermöglicht es sogar bei extremen Lichtverhältnissen relativ gut zu sehen. Aber auch für nachtaktive Tiere gibt es einen Mechanismus, der diese Augenform plausibel macht. Das Tapetum ist eine reflektierende Schicht, die direkt unter der Netzhaut liegt und das einfallende Licht erneut auf diese zurückwirft und somit auch bei widrigen Lichtverhältnissen eine gute Sicht ermöglicht.

Nachteil dieser Augenform ist allerdings der geringe Fokussierungsbereich, da sich die Linse nur auf einen 0,02° breiten Bereich scharf stellen lässt.

Einer besonders Interessanten Eigenschaft der Drachenaugen kann man dabei auf die Spur kommen, wenn man annimmt, dass Drachen nicht nur das gewöhnliche Farbspektrum wahrnehmen können, wie wir Menschen es tun, sondern auch noch Licht, welches im Infrarot oder Ultravioletten Bereich auf die Retina auftrifft.

Facettenaugen

Im Gegensatz zu den Linsenaugen formen Facettenaugen das Gesamtbild aus vielen kleinen einzelnen Einheiten, die alle zusammen zwar einen sehr weiten Sichtbereich ergeben, aber nur ein sehr grobes Bild und eine sehr geringe Sichttiefe von wenigen Millimetern ermöglichen, ein Umstand, der für größere Organismen als Insekten nicht mehr praktikabel ist. Um nicht Gefahr zu laufen einen Drachen extrem kurzsichtig zu machen, belassen wir es bei dieser Betrachtung und nehmen an, dass diese Augenform wohl bei keinem Drachen realistisch wäre.

Kristalline Augen

Wie wäre es einem Drachen mit Augen aus Kristallen möglich etwas zu sehen? Ganz ohne Linse? Die einfachste Erklärung wäre, dass diese Augenform gar nicht existiert. Wie aber liesse sich dann die Augenform der Perneser Drachen erklären? Die einzige Möglichkeit wäre den Drachen aus Anne McCaffreys Romanwelt eine Augenform zuzugestehen, die gar keine Netzhaut besitzt, auf die das Licht fokussiert werden muss, sondern, dass die Photorezeptoren gleichmäßig über den gesamten Glaskörper verteilt sind. Das würde bedeuten, dass Photorezeptoren, die weiter außen liegen auf Objekte fokussieren, die weiter entfernt sind und solche die weiter im Inneren liegen auf näher liegende Objekte fokussiert sind. In diesem Fall wäre es dem Drachen möglich gleichzeitig Objekte in mehreren Entfernungen scharf zu sehen und eine verbesserte Tiefensicht schon mit einem Auge zu erreichen, wofür Säugetiere den Schnittbereich beider Augen benötigen. Doch auch bei dieser Augenform besteht kein Licht ohne Schatten! Der Nachteil bestünde in einer realtiv geringen Qualität der empfangenen Bilder, da die Dichte der Rezeptoren in jeder Tiefenschicht des Auges insgesamt nicht sehr hoch sein darf, wenn darunter liegende Schichten noch Reize aufnehmen sollen. Hieße das also, dass die Drachen zwar scharf, aber nicht sehr detailgenau sehen können? Vielleicht! Dem muss nicht so sein. Zwar können sie die Anzahl der Photorezeptoren nicht in einem Punkt gebündelt haben, wie dies beispielsweise bei Eulen der Fall ist, aber sie besitzen einen im Gegensatz zum Menschen größeren Sichtradius von über 180° (wenn die Augen leicht seitlich am Kopf liegen). Der sich hierdurch ergebende Schnittwinkel von ca. 100° verbessert die Qualität des empfangenen Bildes daher deutlich.

Abschließend bliebe nur noch zu klären, was es mit den leuchtenden Drachenaugen aus sich hat, die insbesondere den pernesischen Drachen zugesprochen werden. Ich möchte behaupten, dass dies pure künstlerische Freiheit ist und keine Drachen oder Lebewesen mit leuchtenden Augen existieren können, da das Auge, in welcher Form auch immer, darauf ausgelegt ist Licht aufzunehmen und nicht abzugeben. Man würde sich selbst blenden, vergleichbar mit dem Blick durch eine Glasscheibe aus einer beleuchteten Umgebung in eine dunkle Umgebung.

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