Maggie Furey – Herz von Myrial

Die folgende Rezension wurde von Feanarth geschrieben.
Feanarth’s Homepage
Das Herz von Myrial
Zugegebenermaßen habe ich dieses Buch wirklich nur aus der einen Intention erstanden: Es hat mit Drachen zu tun bzw. sie spielen im Buch eine grössere Rolle. Das soll aber nicht heissen, dass ich meine Bücher nur nach diesem Kriterium beurteile. Ich schenke diesem Aspekt nur besondere Beachtung, weil mich Drachen schon seit längerer Zeit faszinieren. Ich denke aber, dass auch der normale Leser mit diesem Artikel etwas anfangen kann. Doch genug der Vorreden.

Von der Buchrückseite entnommener Text: "Der Schattenbund steht vor einem Rästsel. Die Schleierwand, einst von den Alten geschaffen, um die Reiche und deren Bewohner vorsorglich voneinander zu trennen, ist an einigen Stellen durchlässig geworden und droht ganz zu verschwinden. Die Folgen sind unabsehbar. Man schickt zwei Agenten aus, die junge, noch unerfahrene Veldan und den Feuerdrachen Kazairl, um nach den Ursachen zu forschen. Doch auf dem gefahrenvollen Weg fallen sie einem unbekannten Widersacher in die Hände."

Ich möchte mich gleich zu Anfang mit dem Beschäftigen, was Fantasyromane auszeichnet: Eine spannend vermittelte Handlung, die den Leser durchweg fesselt und bei Stange hält. Der handlungserklärende Text auf dem Buchrücken lässt noch nicht allzuviel darüber vermuten und offenbart kaum Details, doch davon gibt es im Buch aber mehr als genug – Allein schon die Vorstellung der Hauptcharaktere und der Erzählwelt nimmt einen extrem grossen Teil dieses 1. Bandes einer mehrteiligen Reihe ein. Der Leser wird relativ langsam in die Welt der Charaktere eingeführt und es dauert auch seine Zeit, bis die Handlungsstränge sinnvoll ineinander übergehen. Bei der mehrsträngigen Handlung ist es leider auch unvermeidbar, dass die Autorin ständig Sprünge bei der Erzählperspektive macht. Den meisten Lesern dürfte das sicherlich bekannt sein, schon daher, dass Fantasyromane oft mal aus der Sicht der "Guten" und dann wieder der "Bösen" erzählt werden. Besonders hervorstechend fand ich bei "Herz von Myrial" aber die Tatsache, dass auch zeitliche Sprünge durchgeführt werden, wodurch dieselbe Handlung aus den Augen mehrerer Personen mehrmals geschildert wird. Das wirkte auf mich persönlich anfangs etwas verwirrend, jedoch keinesfalls störend. Manchmal aber wird die Erzählung etwas zu abrupt abgebrochen – Klar, es verfehlt den Effekt des Spannungserzeugens nicht, doch so mancher Leser wird hier bestimmt etwas genervt sein.
Die Erzählwelt, vom geopraphischen und physikalischen Aspekt her nicht allzu außergewöhnlich, überraschte mich durch die Vielfalt an vorkommenden Rassen. Richtig vorgestellt werden dem Leser anfangs nur die Menschen, doch auch die anderen Rassen und ihre Bräuche werden beschrieben und lassen daher hoffen, dass es in diese Richtung noch vertiefende Handlungsstränge geben wird. Rassen gibt es jedenfalls genug: angefangen von Luftgeistern (einer spielt auch eine tragende Rolle) über eher konventionelle Rassen wie Zentauren und Drachen bis zu wasserbewohnenden Behemoth wird so ziemlich alles geboten, was die menschliche Vorstellungskraft zulässt. Das, kombiniert mit recht logischen eingestreuten physikalischen Begründungen (z.B. warum Kazairl nur 1 mal feuerspeien kann), lässt die Welt sehr glaubwürdig und real erscheinen.
Die Charaktere waren mir persönlich auch bald ans Herz gewachsen. Die menschliche Kriegerin Veldan z.B. wird nicht als die typische Heldenfigur mit Muskeln und überragendem Können hingestellt, sondern eher als die noch unerfahrene junge Frau, die bereits früh harte Rückschläge hinnehmen musste und erst langsam auf ihrem Weg durchs Leben heranreift. Ihr Begleiter, der junge Feuerdrache Kazairl weiss durch seinen Humor und seine rücksichtslose (drachentypische) Art zu überzeugen, wird aber auch von der emotionalen Seite sehr genau beschrieben, was seine Unzulänglichkeiten hervorhebt und ihm charakterliche Tiefe verleiht. Wie Kaz und Veldan werden durchgängig alle handlungsrelevanten Charaktere ausführlich in die Handlung integriert. Sehr schön finde ich auch, dass das "Böse" sich nicht von Beginn an klar herauskristallisiert. Natürlich gibt es eine Art Hauptfeind für die "Helden", doch die Grenzen scheinen zu verschwimmen, da mehrere Charaktere ihre dunklen Seiten haben und ihre Beweggründe immer nachvollziehbar bleiben.

Fazit:

Über das namensgebende "Herz von Myrial" wird man wie erwartet bis zum Ende des Buches im Unklaren gelassen. Doch gerade bis dorthin hat es mich fasziniert, dass man relativ wenig Handlung auf 500 Seiten so Spannend erzählen kann. Es sind die vielen, dem Leser noch unbekannten Zusammenhänge, die den Reiz dieses Buches ausmachen. Die Vielfalt der Rassen und Charaktere sowie die interessante Ausgangslage trösten über den "Einführungscharakter" des Buches mehr als hinweg – Ein guter Text sollte den Leser von Anfang an zum weiterlesen animieren, dieser hat es geschafft. Ich für meinen Teil kann es kaum erwarten, den 2. Band in den Fingern zu halten. 🙂

Eine Rezension von Michael Scholze

Beitrag weiterempfehlen:

Kommentieren ist momentan nicht möglich.

Stöbere im Archiv